LeistungenRechtsanwälte und Patentanwälte leisten in den Bereichen Lebensmittelrecht, Bedarfsgegenständerecht, Futtermittelrecht, Agrarrecht und angrenzenden Rechtsgebieten entscheidende Unterstützung für Unternehmen, Hersteller, Händler und andere Akteure der Lebensmittelkette. Sie beraten, vertreten und begleiten Mandanten in behördlichen, verwaltungsgerichtlichen und zivilrechtlichen Verfahren sowie in vertraglichen und compliancebezogenen Fragestellungen.
1. Aufgaben von Rechtsanwälten im Lebensmittelrecht und angrenzenden Gebieten1.1 BeratungRechtsanwälte bieten rechtliche Beratung in allen Phasen der Herstellung, Vermarktung und des Vertriebs von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen, Futtermitteln und landwirtschaftlichen Produkten. 1.1.1 Prüfung und Beratung zu rechtlichen Vorgaben1.1.2 Vertragsgestaltung- Lieferverträge:
- Erstellung von Verträgen zwischen Landwirten, Verarbeitern und Händlern mit Regelungen zu Qualität, Rückverfolgbarkeit und Haftung.
- Lizenzverträge:
- Beratung bei der Lizenzierung von Patenten oder Marken im Zusammenhang mit Lebensmitteln oder Bedarfsgegenständen.
1.1.3 Compliance und Schulungen- Unterstützung bei der Implementierung von Compliance-Systemen zur Einhaltung lebensmittelrechtlicher Vorgaben.
- Durchführung von Schulungen zu Themen wie Hygienerecht, Kennzeichnungsvorschriften oder Haftung bei Produktfehlern.
1.2 Vertretung in behördlichen VerfahrenRechtsanwälte vertreten Mandanten in behördlichen Verfahren gegenüber Lebensmittel- und Überwachungsbehörden. 1.2.1 Verfahren bei LebensmittelbehördenBeantragung von Zulassungen: - Unterstützung bei der Zulassung von Zusatzstoffen, Futtermitteln oder neuen Technologien.
- Beispiel: Zulassung eines neuen Novel-Food-Produkts gemäß der Verordnung (EU) Nr. 2015/2283.
Verteidigung bei Kontrollen und Beanstandungen: - Vertretung bei behördlichen Maßnahmen wie Produktrückrufen, Verkaufsverboten oder Bußgeldverfahren.
- Beispiel: Abwehr eines Verkaufsverbots wegen angeblicher falscher Kennzeichnung.
1.2.2 Verfahren vor der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)- Unterstützung bei Marktüberwachungsverfahren.
- Einsprüche gegen Export- oder Importbeschränkungen.
1.3 Vertretung in Verwaltungsverfahren und VerwaltungsgerichtenRechtsanwälte vertreten Mandanten, wenn behördliche Entscheidungen angefochten werden müssen. 1.3.1 Widerspruchsverfahren- Einlegen von Widersprüchen gegen Bescheide, z. B. bei Sanktionen durch Lebensmittelüberwachungsbehörden.
1.3.2 Klage vor Verwaltungsgerichten- Beispiel: Anfechtung eines Bußgeldbescheids wegen angeblicher Verletzung der Kennzeichnungspflichten.
- Rechtsprechung:
- VG Stuttgart, Urteil vom 22.08.2019 – 6 K 2782/18: Rücknahme eines Verkaufsverbots für ein Nahrungsergänzungsmittel, da die Kennzeichnung als ausreichend bewertet wurde.
1.4 Vertretung in zivilrechtlichen Verfahren1.4.1 Verfahren durch MitbewerberAbmahnungen: - Abwehr oder Durchsetzung von Abmahnungen wegen unzulässiger Werbung oder Kennzeichnung (UWG).
- Beispiel: Ein Mitbewerber behauptet, ein „Bio“-Label werde irreführend verwendet.
Unterlassungsklagen: - Vertretung in gerichtlichen Verfahren zur Unterlassung irreführender Werbeaussagen.
1.4.2 Verfahren durch Verbraucher- Produkthaftung:
- Vertretung in Fällen von Schadensersatzforderungen, z. B. wegen gesundheitlicher Schäden durch ein fehlerhaftes Produkt.
- Beispiel: Ein Verbraucher verklagt einen Hersteller wegen eines Allergieschocks durch ein nicht deklariertes Allergen.
1.5 Unterstützung durch Patentanwälte1.5.1 Schutz von geistigem Eigentum- Markenschutz:
- Anmeldung von Marken für Lebensmittel und Bedarfsgegenstände.
- Beispiel: Schutz einer neuen Marke für glutenfreie Produkte.
- Patente und Gebrauchsmuster:
- Anmeldung von Patenten für innovative Herstellungsverfahren oder Verpackungstechnologien.
1.5.2 Verteidigung und Durchsetzung von Rechten- Patentstreitigkeiten:
- Verteidigung gegen Nachahmungen, z. B. bei einem innovativen Herstellungsverfahren.
- Markenstreitigkeiten:
- Abwehr oder Durchsetzung von Ansprüchen bei Markenrechtsverletzungen.
2. Typische Verfahren und ihre Abläufe2.1 Verfahren vor Lebensmittelbehörden- Beanstandungskontrolle:
- Behörde nimmt Proben oder prüft Kennzeichnungen.
- Bei Verstößen: Ermahnung, Bußgeld oder Anordnung von Maßnahmen (z. B. Rückruf).
Rechtsanwaltliche Vertretung:- Prüfung der Rechtmäßigkeit der Maßnahme.
- Einlegen von Widersprüchen oder Klagen.
2.2 Verwaltungsverfahren und gerichtliche Verfahren- Widerspruch:
- Schriftliche Begründung und Vorlage von Beweismitteln.
- Klage vor dem Verwaltungsgericht:
- Schriftliche Klagebegründung.
- Hauptverhandlung und Urteil.
Beispiel: Ein Unternehmen klagt gegen ein Verkaufsverbot, da es der Meinung ist, dass die Kennzeichnung seines Produkts den Vorschriften entspricht.
2.3 Zivilrechtliche Verfahren- Abmahnungen:
- Vorprozessuale Aufforderung zur Unterlassung.
- Einstweilige Verfügungen:
- Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz, z. B. bei irreführender Werbung.
Beispiel: Ein Mitbewerber beantragt eine einstweilige Verfügung, um die Vermarktung eines als „Bio“ deklarierten Produkts zu stoppen, da die Kriterien nicht erfüllt seien.
3. Typische Rechtsstreitigkeiten und Rechtsprechung3.1 Wettbewerbsrecht- OLG Hamburg, Urteil vom 27.02.2020 – 3 U 150/19:
Werbung mit „zuckerfrei“ wurde als unzulässig angesehen, da Zuckeralkohole nicht klar deklariert wurden.
3.2 Produkthaftung- BGH, Urteil vom 15.03.2016 – VI ZR 97/14:
Ein Lebensmittelhersteller wurde haftbar gemacht, weil ein nicht deklariertes Allergen einen Gesundheitsschaden verursachte.
4. Weitere Tätigkeiten zum Lebensmittelrecht4.1 Beratung zu Nahrungsergänzungsmitteln/-stoffenNahrungsergänzungsmittel unterliegen strengen Vorschriften, insbesondere der Nahrungsergänzungsmittelverordnung (NemV), der Lebensmittelinformationsverordnung (LMiV) und der Health Claims Verordnung (EG) Nr. 1924/2006. Rechtsanwälte unterstützen bei: Rechtlicher Prüfung der Verkehrsfähigkeit: - Sind die Zusammensetzung, die Zutaten und Zusatzstoffe sowie die gesundheitlichen Aussagen rechtlich zulässig?
- Beispiel: Zulässigkeit von Vitamin-D-Dosierungen gemäß den EU-Höchstmengen.
Genehmigungsanträge: - Unterstützung bei der Zulassung neuer Inhaltsstoffe (z. B. Novel Food gemäß der Verordnung (EU) 2015/2283).
- Beispiel: Antrag auf Zulassung eines neuen pflanzlichen Wirkstoffs.
Kennzeichnung und Verpackung: - Prüfung und Gestaltung von Etiketten, Verpackungstexten und Bildern, insbesondere auf die Einhaltung von Werbe- und Kennzeichnungsvorschriften.
- Beispiel: Ist der Claim „Zur Unterstützung der Knochengesundheit“ bei einem Calcium-Produkt zulässig?
4.2 Beratung und Prüfung der Verpackung- Textliche Inhalte:
- Überprüfung auf die Einhaltung der Vorschriften der LMiV, wie Verkehrsbezeichnungen, Zutatenlisten, Allergene und Nährwertangaben.
- Bildliche Darstellung:
- Vermeidung irreführender Darstellungen, z. B. Bilder, die falsche Erwartungen wecken (z. B. eine Honigbiene auf einem Produkt, das keinen Honig enthält).
4.3 Beratung zur Lebensmittel- und HeilmittelwerbungDie Abgrenzung zwischen Lebensmitteln und Heilmitteln ist entscheidend, da gesundheitsbezogene Aussagen bei Lebensmitteln nur im Rahmen der Health Claims Verordnung zulässig sind: Prüfung von Werbeaussagen: - Sind Aussagen wie „unterstützt das Immunsystem“ oder „hilft bei Gelenkschmerzen“ rechtlich zulässig?
- Rechtsprechung:
- BGH, Urteil vom 18.12.2014 – I ZR 131/13 („Gelenknahrung“):
Werbung für ein Nahrungsergänzungsmittel wurde als irreführend beurteilt, da wissenschaftliche Belege fehlten.
Werbung für Arzneimittel: - Abgrenzung zu Heilversprechen, die nur für zugelassene Arzneimittel erlaubt sind.
Medienübergreifende Beratung: - Rechtliche Prüfung von TV-Spots, Online-Werbung, Social-Media-Kampagnen und Printanzeigen.
4.4 Schutz und Verteidigung geografischer Herkunftsangaben und Marken
4.5 Erstellung von VertragswerkenLiefer- und Herstellungsverträge: - Regelung von Qualität, Rückverfolgbarkeit, Haftung und Lieferfristen.
- Beispiel: Vertragliche Regelungen für die Lieferung von Zutaten aus Drittländern, die den EU-Vorschriften entsprechen.
Lizenz- und Franchisingverträge: - Schutz und Nutzung von Marken, Rezepturen oder Herstellungsverfahren.
Kooperationsvereinbarungen: - Regelungen zur Zusammenarbeit bei der Produktentwicklung oder Vermarktung.
AGB-Erstellung: - Rechtssichere Formulierung von allgemeinen Geschäftsbedingungen für Hersteller, Händler und Online-Shops.
4.6 Verkehrsfähigkeitsprüfung und ZusammensetzungLebensmittelzusammensetzung: - Prüfung von Zutaten, Zusatzstoffen, Aromen und Enzymen auf rechtliche Zulässigkeit.
- Beispiel: Zulässigkeit eines neuen Süßungsmittels gemäß der Zusatzstoffverordnung.
Functional Food, Diätika und Novel Food: - Verkehrsfähigkeitsprüfung von Spezialprodukten, z. B. angereicherte Lebensmittel oder neuartige Zutaten.
4.7 Beratung und Vertretung gegenüber Behörden
4.8 Complaint Management, Compliance und QualitätssicherungComplaint Management: - Bearbeitung von Verbraucherbeschwerden und Kommunikation mit Behörden.
- Beispiel: Umgang mit Reklamationen zu allergischen Reaktionen.
Compliance-Systeme: - Entwicklung und Implementierung von Systemen zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben.
Rückrufmanagement: - Prüfung und Durchführung von Rückrufaktionen, z. B. bei fehlerhaften Produkten.
1.9 Gewerblicher Rechtsschutz und branchenspezifisches WettbewerbsrechtWettbewerbsrecht: - Beratung bei der Einhaltung von UWG-Vorschriften, insbesondere bei irreführender Werbung.
- Abwehr oder Durchsetzung von Unterlassungsansprüchen durch Mitbewerber.
Marken- und Patentrecht: - Anmeldung, Schutz und Verteidigung von Patenten, Marken und Designs im Lebensmittelbereich.
- Beispiel: Schutz eines innovativen Verpackungsdesigns.
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